Der deutsche Fechtsport besitzt international einen sehr guten Ruf,
der bereits frühzeitig durch Fechterinnen und Fechter aus Hessen
mitentwickelt wurde. Die ersten Anfänge legte in Hessen der Fechtclub
Offenbach, der 1863 aus der Taufe gehoben wurde. Dabei steht ein Name in den
Gründerjahren für die herausragende Rolle, die von hessischen
Klingenkünstlern mitgetragen wurden: Jakob Erckrath de Bary
aus Offenbach.
So erkämpfte er bei den Zwischenspielen in Athen 1906 zusammen mit
August Petri, Emil Schön und dem Berliner
Gustav Casmir das erste olympische Gold
für eine deutsche Mannschaft im Säbelfechten. De Bary war es auch, der
Gründungsmitglied des Deutschen Fechter-Bundes 1911 in Frankfurt war und
dessen erster Präsident wurde. Seither standen immer wieder Fechterinnen
und Fechter aus den hessischen Hochburgen in Offenbach und Frankfurt im
internationalen Rampenlicht.
Vor dem II. Weltkrieg wurde Helene Mayer Olympiasiegerin, Welt- und
Europameisterin und vielfache deutsche Meisterin. Erwin Casmir sicherte sich
drei olympische Medaillen und wurde 48mal deutscher Meister. Bei den olympischen Spielen 1936 in Berlin holte Richard Wahl mit der Mannschaft die Bronze - Medallie im Säbelfechten. Hinzu kommen viele
weitere Medaillen, die durch hessische Fechter bei olympischen Spielen sowie
Welt- und Europameisterschaften errungen wurden. Nach dem II. Weltkrieg und
nach Aufhebung des Fechtverbots durch die amerikanische Besatzungsmacht wurde
am 15.November 1949 der Hessische Fechterverband gegründet. Relativ schnell
fanden auch die hessischen Fechter wieder Anschluss an das internationale Niveau.
Eine olympische Bronzemedaille für Dieter Schmitt 1960 und zahlreiche
hervorragende Platzierungen für Helmi Höhle,
Helga Stroh, Helga Koch,
Max Geuter und Joachim Peter
dokumentieren die gute Arbeit.
Mit Cornelia Hanisch aus Offenbach stand dann in den siebziger und achtziger
Jahren die bisher erfolgreichste und bekannteste hessische Fechterin (einmal
Olympiasiegerin, dreimal Weltmeisterin) im Licht der Öffentlichkeit. Diese
Erfolge hatten großen Einfluss auf die Nachwuchsentwicklung in Hessen.
Christiane Weber, ebenfalls vom FC Offenbach, setzte die hessischen Erfolge mit
zwei Mannschaftsolympiasiegen fort.
Aber auch im Säbelfechten schafften Fechter aus Hessen den Anschluss an
die deutsche und internationale Spitze; dies insbesondere durch die
Säbelfechter aus Alsfeld. Nachdem 1985 das Degenfechten auch für
die Damen offizielle Disziplin wurde, haben Fechterinnen aus Offenbach
große internationale Erfolge errungen; beispielhaft genannt sind Katja Nass
und Eva-Maria Ittner.
Grundlage und Rahmenbedingungen für solche Erfolge sind Trainer, Betreuer,
Helfer und Funktionäre im hessischen Verband, der mit seinen knapp 2000
aktiven Fechterinnen und Fechter in den 32 hessischen Fechtvereinen neben dem
im Vordergrund stehenden Spitzensport größten Wert auf die
Förderung des Breitensports legt.
Die ständige Aus- und Fortbildung von lizenzierten Fachübungsleitern
sichert dabei auch den weniger leistungsorientierten Vereinen Qualität im
Trainingsbereich. Auch im Bereich des Schiedsrichterwesens wird durch gezielte,
frühzeitig beginnende Ausbildung den Vereinen Hilfe geboten.
Regelmäßig stattfindende Meisterschaften von der Schüler- bis
zur Seniorenklasse in allen sechs Fechtdisziplinen stärken dabei die Basis
des hessischen Fechtsports.
Das seit Jahren praktizierte Talentfördersystem, das als
Leistungsstrukturplan festgelegt wurde, eröffnet den Vereinen und ihren
Fechttalenten durch die Einrichtung der Leistungszentren sehr gute
Entwicklungschancen.
Der Fechtsport erhebt nicht den Anspruch, großen Zuschauermassen in den
Bann ziehen zu können. Dennoch beinhaltet gerade der Fechtsport Werte, die
als zeitüberdauernd und trendsportunabhängig bezeichnet werden
dürfen.
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